ESSAY-BRIEF

Essay-Brief Mai 2016

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Der Radikale Yoga -  Teil VI.

Das 9.te „Gebot“ - Bedingungslose Liebe - 2.Teil

© Bernd Helge Fritsch

 

Das Schicksal macht auch in Beziehungen keinen Fehler

Du wirst in die Familie, in die Gesellschaft, in die Kultur hineingeboren, die sich deine Seele ausgesucht hat. Du bekommst genau den Partner, den Chef, die Arbeitskollegen, die Kunden, die Freunde und Feinde, die deiner Seele, deiner Individualität und deiner Bewusstseins-Stufe entsprechen.

Du lebst mit Gott in der Gestalt deines Partners;

Und er wird dir alle deine unklaren Stellen zeigen;

Und dir geben, was du brauchst, damit du dich befreien kannst.

Das ist Liebe!

Kathie Byron

 

In jedem Menschen, der dir begegnet, begegnet dir Gott. Sobald du das erkennst, wirst du auch dein Gott-Sein erkennen.

Es ist eine gute Nachricht, dass die Welt, die jeder Einzelne vorfindet, wie oben erwähnt, seiner Bewusstseins-Stufe entspricht. Denn daraus ergibt sich: Wir brauchen nur uns selbst, unser Bewusstsein verändern und schon verändert sich unser Umfeld. Die Welt ist der Spiegel unserer Gedanken, unserer Gefühle, unserer Seele. Offenbarst du deine Liebe, liebst du „alle“ Menschen wie sie sind, so enden alle Beziehungs-Probleme.

Du kannst es selbst beobachten, sobald du in der Liebe bist, verwandelt sich deine Welt, dein Schicksal. Bisher „ungute“ Mitmenschen verändern sich dir gegenüber oder verlassen dich. Andere liebevolle, bewusstere Menschen stellen sich ein. Schließlich erkennst du, dass alle Menschen im Kern ihres Wesens Gott sind, du wirst alle lieben und von allen – ob sie es wissen oder nicht – geliebt werden.

Sich selbst lieben

„Liebe dich selbst, sonst kannst du keinen anderen lieben!“ oder „Liebe das Kind in dir!“ wird von vielen Ratgebern und Therapeuten empfohlen. „Liebe dich selbst und es ist egal wen du heiratest“ lautet der Titel eines aktuellen Buch-Bestsellers, zum Thema Liebe und Partnerschaft.

Hast du dir schon mal überlegt, wer wen liebt, wenn du dich selbst liebst? Sind da vielleicht zwei Ichs wovon das eine das andere lieben soll? Ja, für den „normalen“ Menschen gibt es zwei Ichs und zwar die unerwachte Seele und das Ego mit der sich die Seele identifiziert. Das „Ego-Ich“ entsteht durch die Identifikation mit dem eigenen Körper, mit den eigenen Stärken und Schwächen, mit der eigenen Vergangenheit, mit den eigenen Erfahrungen und Besitztümern.

Bei der empfohlenen „Selbstliebe“ drehen sich alle Gedanken um das „Ich, Ich, Ich…“ – „Was ist für mich gut? Was will ich haben?“ oder „Wie kann ich mich vor Ungerechtigkeit, Lieblosigkeit oder Unverständnis schützen?“ Zu diesem Programm gehört: sich selbst bedauern, sich trösten, sich abgrenzen. Zu diesem Programm gehört vor allem „Glücklich-sein-Wollen“ statt „Hier-und-jetzt-glücklich-zu-Sein“. Doch gerade dieses „Glücklich–sein-Wollen“ ist das größte Hindernis um glücklich zu sein.

Es wird der untaugliche Versuch unternommen aus einem unglücklichen Ego ein glückliches Ego zu machen. Dieses Unternehmen muss jedoch schon scheitern, weil die Ursache jedes Unglücklich-Seins gerade eben unser Ego-Denken und -Verhalten ist.

Wenn jemand glaubt sich selbst mehr lieben zu müssen, ist davon auszugehen, dass er sich im Konflikt mit sich und seiner Umwelt befindet. Er erkennt nicht die eigene Vollkommenheit und die Vollkommenheit in allen Erscheinungen.

Unser Ego projiziert seine Probleme auf andere Personen und auf seine äußeren Lebensumstände und erkennt nicht, dass alle seine Schwierigkeiten von ihm selbst ausgehen. Das Ego liebt nicht das Leben und die Menschen wie sie sind, sondern seine Wunschvorstellungen.

Sich oder andere mehr lieben zu wollen, ist ein unsinniges Unterfangen. Es gilt zu erkennen, dass wir im Grunde unserer Seele Liebe SIND. Doch die Liebe und Glückseligkeit unseres innersten Seins, offenbaren sich nur im Loslassen von allem Wollen, in der stillen, freudigen Hingabe an das immer gegenwärtige Sein. Tiefe Zufriedenheit und Harmonie resultieren aus der Verbindung mit dem gegenwärtigen Augenblick, wie immer sich dieser darstellen mag.

Der Grund aller Erscheinungen ist Liebe

Alles Sein „IST“ Liebe. Alles Leben ist aus liebevoller Weisheit geboren. Ich zitiere dazu aus meinem Buch „Das Kleinod des Shankara“:

Shankara - Vers 200.

Wenn im Herzen der Knoten der Unwissenheit zerstört ist, dann endet jedes Bedürfnis nach egoistischen Handlungen, dann offenbart sich Brahman als Liebe und Glückseligkeit.

 

Wir benötigen keinen „Gegenstand“ den wir lieben, um Liebe zu sein. Liebe braucht keine Gegenliebe.

Liebe hat nicht die Absicht etwas Gutes zu tun. Sie strahlt einfach aus, was sie ist. Dadurch ist sie vollkommen frei. Sie benötigt niemand, der sie empfängt oder erwidert. Sie hat keine Erwartungen und so kann sie auch nicht enttäuscht werden. Sie ist einfach Freude und Schönheit und strahlt dies sorglos aus.

Die Sonne leuchtet auch auf Landstriche, wo es kein Leben gibt. Der Baum spendet immer Schatten, auch wenn niemand da ist um sich an seiner Blätterkrone zu erfreuen. Die Rose schenkt jedem ihre Schönheit, ihren Duft.

Liebe ist nicht stolz auf ihre Verdienste. Sie gibt unabhängig von Lob, Dankbarkeit oder Anerkennung. Sie gibt, weil sie Freude hat zu geben.

Liebe ist ohne Erwartung. Sie will niemanden besitzen, will niemanden abhängig machen und niemanden kontrollieren. Liebe ist im Einklang mit dem Sein, wie es ist.

Liebe kümmert sich nicht darum, ob sie wohl gut genug und verdienstvoll genug ist. Sie hat keine Angst jemanden nicht zu gewinnen oder ihn zu verlieren…“

Im Nicht-Denken sind wir vereint

Was wir über den anderen denken trennt uns von ihm. Im Nicht-Denken sind wir vereint.

Durch unsere Gedanken leben wir in getrennten Welten.

 

Das Ego nimmt nicht wahr was ist, sondern lebt in seinen Gedanken. Mit unseren Gedanken „über“ den anderen lassen wir ihn erstarren. Wir rauben ihm die Lebendigkeit des Seins. Wir schubladisieren ihn, wir machen ihn zu einer kleinen Sache. Wir reduzieren ein göttliches, unbegrenztes Wesen auf ein paar Gedanken. Und ebenso behandeln wir uns selbst.

Wie oft neigen wir dazu einen anderen Menschen mit einem einzigen Satz zu be- und verurteilen: „Er ist ein überheblicher Angeber!“, „Er ist ein Versager!“, „Sie ist eine Lügnerin!“, „Sie ist arrogant!“ usf.

Du kannst mit dem begrenzten Verstand nicht die grenzenlose Seele erkennen. Du kannst nicht verstehen wer du bist, wer der andere ist. Du kannst es nur in der Stille, im Nicht-Denken erfahren. Wahre Erkenntnis ist nur aus dem „Nicht-Denken“ möglich.

So ist auch wahre Kommunikation nur dann möglich, wenn wir auf das, was der andere sagt nicht sofort mit unseren Ego-Denk-Mustern reagieren, sondern still sind, hinter die Worte schauen, in die reine Wahrnehmung gehen, das Ganze sehen. Aus der Stille heraus werden wir sodann mit Einfühlungsvermögen, ohne überflüssige Emotionen, Eins mit dem andern sein und die richtigen Worte finden.

Wahres Glück, wahrer Frieden, wahre Kommunion kann nur im Nicht-Denken gefunden werden. Wir sind in unserem Seelengrund bereits das Glück, die Liebe und die Vollkommenheit. Glücklich-sein-Wollen, Liebevoll- und Gut-sein-Wollen zerstören das Glück und die Liebe.

In der reinen Liebe begegnen sich zwei „Nicht-Ich“

Wenn du still bist, dein Ego-Wollen beendest, nichts und niemanden negativ be- und verurteilst, weder dich noch andere, dann existiert kein Ich mehr das lieben oder geliebt werden will. Dann „bist“ du Liebe.

Für das „Nicht-Ich“ gibt es keine Erwartungen und keine Enttäuschungen. Die Ego-Liebe sehnt sich nach bedingungsloser, umfassender Liebe, doch zugleich will sie – unbewusst – nicht auf ihre eigenen Wünsche, Sorgen und Probleme verzichten. Loslassen bedeutet für sie den Verlust ihres Ego-Gefühls.

So pflegt das Ego lieber seine Probleme und Konflikte als sich selbst zu verlieren.

So klammert das Ego sich lieber an seine Hoffnungen und Erwartungen. Es zieht es vor enttäuscht zu werden, als sich dem Nichts und Alles zu übergeben.

 

Im nächsten „radikalen“ Essay-Brief setzen wir uns mit dem Ziel aller Ziele, mit der Verwirklichung unseres Gott-Seins auseinander.

 

Herzliche Grüße

Bernd